DEUTSCH

Wie Künstliche Intelligenz unser Leben erobert

Vortrag an der FH Münster klärte über den Begriff und seine Auswirkungen auf unsere Gesellschaft auf


Münster/Steinfurt (21. November 2019). Eigentlich hätte dieser Presseartikel gar nicht geschrieben werden müssen. Denn es gibt bereits Künstliche Intelligenz, die das Schreiben für uns Menschen übernimmt. Das war eine von vielen praktischen Erkenntnissen aus dem Vortrag von Prof. Dr. Jürgen te Vrugt am Mittwochabend (20. November). Der Experte vom Fachbereich Elektrotechnik und Informatik leitet das Labor für Künstliche Intelligenz an der FH Münster. Er gab einen praktischen Rundumschlag über die historische Entwicklung, den Einsatz in Unternehmen und im Alltag sowie Nutzen und Gefahren der Künstlichen Intelligenz. Die Veranstaltung war Teil der Reihe Steinfurter Campus-Dialoge.

Ist die Künstliche Intelligenz Fluch oder Segen? „Man muss sich zuerst mal anschauen, wie wir den Begriff genau definieren. Es gibt nämlich viele weiche Definitionen. Für mich meint er Systeme, die lernen, Daten zu interpretieren, Ziele zu erreichen, Aufgaben zu lösen und sich so flexibel anpassen zu können. Es ist also die Fähigkeit zum Lernen und Schlussfolgern,“ erklärt te Vrugt. Wie das in der Realität funktioniert? Aus dem kleinen runden Kästchen ‚Alexa‘ ertönte der Wetterbericht von morgen.

Doch nicht ‚Alexa‘ war die erste künstlich intelligente Dame, sondern 1964 ‚Eliza‘, ein System, das mit dem Anwender interagiert und einen Dialog anhand vorab gelernter Regeln führt. Die Anfänge lagen in der Sprachtechnologie. Knapp 15 Jahre später legte das erste autonome Fahrzeug seine ersten Meter zurück – quer durch einen Raum dauerte 5 Stunden. Grund war die noch fehlende Rechenleistung. Gewaltige Entwicklungsschritte vollzogen sich ab dem Jahr 2000. Die Anzahl von Forschungsveröffentlichungen stiegen von damals 2.700 auf fast 10.000 im Jahr 2015 und auf über 25.000 Publikationen im Jahr 2018.

„Wir nutzen die intelligenten Systeme auch, damit sie uns im Alltag unterstützen. Wie kann ein System einen Radfahrer erkennen, um einen Autofahrer beim Abbiegen im Totenwinkel zu warnen? Mit Lernverfahren trainiert es Charakteristika und greift dann hoffentlich frühzeitig vor einem Unfall ein“, so der Experte.

Intelligente Systeme können schon Schachweltmeister schlagen, indem sie 126 Millionen Figurenstellungen pro Sekunde durchrechnen. Sie unterstützen in vielen Bereichen, wie in der Medizin bei der Diagnostik von Krankheiten. In der Landwirtschaft helfen sie bei der Optimierung des Pflanzenanbaus, etwa durch die angepasste Bewässerung von Pflanzen.

Ob die Künstliche Intelligenz auch Fluch sein kann, wurde in der Fragerunde mit den knapp 100 Teilnehmern heiß diskutiert. Wie sieht es mit der Haftung aus, wenn autonome Fahrzeuge einen Unfall bauen? Schaffen wir uns selbst ab, wenn die Systeme irgendwann schlauer werden als wir?

„Herausforderung wird sein, zu schauen, wie wir die Künstliche Intelligenz sinnvoll in unsere Gesellschaft integrieren können. Es ist wie bei jeder neuen Technologie. Man muss auch über Konsequenzen nachdenken und sich ethischen und moralischen Fragen stellen. Dies gilt vor allem für Länder wie China, die Systeme im öffentlichen Raum zum Datensammeln über die Bevölkerung einsetzen“, so te Vrugt.

Das ‚Deep Learning‘ ist eine der neusten Entwicklungen. Modell dafür ist insbesondere das menschliche Gehirn mit seinen 100 Milliarden Neuronen und den Verbindungen zwischen ihnen. Das Muster ist: Signale erkennen, verarbeiten und entsprechend eines solchen Netzwerkes reagieren. „Die Natur ebnet der Künstlichen Intelligenz also ihren Weg und wie fern sie Fluch oder Segen sein wird, wird sich zeigen.“

 

Zum Thema:
Die Steinfurter Campus-Dialoge sind eine jährlich stattfindende Veranstaltungsreihe des Hochschulmarketings in Kooperation mit dem KulturForum Steinfurt. Ziel ist es, unterschiedliche Wissenschaftsthemen im Alltag sichtbar und greifbar zu machen. Bei den Vorträgen sind Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Mitdiskutieren eingeladen.




Read more about it:

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Seite drucken